Kocher, Konrad
(1786-1872)
1786 Geboren am 16. Dezember Ditzingen bei Leonberg. Lehrgehilfe
in Schönaich und Esslingen.
1805 Privatmusiklehrer in Petersburg. Dort Musikstudien bei Muzio Clementi (Klavier),
Ludwig Berger, Alexander Klengel und Johann Heinrich Müller (Komposition).
Die a-capella-Gesänge des Petersburger Domchores unter Dimitri Bortnianski
beeindruckten und beeinflußten Kocher maßgebend.
1812 Musiklehrer und Komponist in Stuttgart. Es entstehen Opern und Oratorien
die in Stuttgart und Leipzig aufgeführt werden.
1819 Musikstudien in Rom, die durch ein Stipendium des Freiherrn Georg von Cotta
ermöglicht werden. Dort Unterricht beim päpstlichen Kapellmeister
Giuseppe Baini. Kocher wird von den a capella gesungenen Renaissance-Motetten
nachhaltig beeinflußt.
1821 Rückkehr nach Stuttgart.
1821 Gründung des "Evangelischen Kirchengesangvereins"
in Stuttgart zusammen mit Friedrich
Silcher und Johann
Georg Frech mit dem Ziel den mehrstimmigen a capella gesungenen Choral auch
als Gemeindegesang durchzusetzen.
1828 Herausgabe des "Vierstimmigen
Choralbuchs" für Orgel- und Clavierspieler, oder Melodien zu sämtlichen
Liedern des öffentlichen Gesangbuchs der evangelischen Kirche in Württemberg
mit Friedrich Silcher
und Johann Georg Frech.
1824 Ernennung zum Komponisten des Stuttgarter "Leiderkranzes".
1834 Denkschrift zur Stiftskirchenorgel
(die ehemalige Münsterorgel des Klosters Zwiefalten von MARTIN). Diese
Denkschrift löst eine Restauration und Umsetzung vom Altar auf die Empore
aus.
1836 Gründung einer Orgelschule für Lehrer in Stuttgart.
1838 Übernahme der Tätigkeiten des damaligen Stiftskantors Johann
Chr. Ludwig Abeilles als Chorleiter und Organist.
1849 offizielle Ernennung zum Musikdirektor der Stiftskirche
1851 Herausgabe des "Orgelspielbuchs".
Eine Sammlung von kirchlichen-classischen Orgelstücken mit Friedrich
Silcher und Johann
Georg Frech.
1852 Ehrendoktorwürde durch die Universität Tübingen und Ernennung
zum Hauptorgelrevidenten des Landes Württemberg.
1855 Herausgabe seines Hauptwerks der "Zionsharfe", einem Liederbuch
für den Hausgebrauch, das neben dem Choralschatz der ev. Kirche auch Choräle
der anglikanischen und katholischen Kirche enthält. Für das Werk wird
ihm die große goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen.
1856 Beendigung des Dienstes als Stiftsmusikdirektor. Sein Nachfolger wird Immanuel
Faisst.
1872 Gestorben am 12. März in Stuttgart.
Kocher komponierte geistliche Chormusik, geistliche Lieder und Choräle, sowie Opern-, Klavier- und Kammermusik. Verfasser einiger musiktheoretischer Werke.
Seine Choralmelodie zum Lied "Treuer Heiland, wir sind hier" EG 561 ist heute noch in den angelsächsischen Ländern sehr bekannt und beliebt. Die Melodie wird dort mit "Dix" bezeichnet und liegt dem Choral "For the Beauty of the Earth" und dem Weihnachtslied "As with gladness man of old" zugrunde.
Als Orgelrevident war Kocher in ganz Württemberg tätig, nachgewiesen sind:
1844 Bad Saulgau-Hochberg, Orgelneubau durch KIENE I/P 12.
1847 Bermatingen, Neubau durch SPEIDEL.
1849 Steinhausen. Orgelneubau durch ENGELFRIED II/P 22.
1853 Weissenau. Reparatur der HOLZHEY Orgel durch Johann
Nepomuk KIENE.
1853 Uttenweiler. Gutachten zum mangelhaften Orgelneubau von 1850 durch Karl
Anton SPEIDEL, II/P 14.
1856 Mittelbuch. Neubau WEIGLE I/P 9.
1858 Reute (Lkr. Biberach) Peter und Paul. Erweiterung und Instandsetzung der
Barockorgel durch KIENE
1860 Lonsee. Voruntersuchung für eine neue Orgel.
Schüler von Kocher waren u.a.: Johann Christian Weeber und Christian Fink
Orgelwerke
Beiträge im Vierstimmigen
Choralbuch
Nr. 3: Adagio c-moll (Präludium)
- Nr. 25: Andante As-Dur (Fuge)
Beiträge im Orgelspielbuch.
Eine Sammlung von kirchlichen-classischen Orgelstücken.
Herausgegeben mit Friedrich Silcher und Johann Georg Frech, Stuttgart 1851
- Nr. 11 Andante c-moll- Nr. 154 Andante
As-Dur (Fuge)- Nr. 170 Adagio c-moll (Präludium)
Im Reprint als "Drei Orgelstücke" bei Maltzahnscher
Musikverlag (MMV10035)
Hörbeispiel
"Drei Orgelstücke:
Präludium, Andante, Fuge" Siegfried Gmeiner an der hist. Walcker-Orgel
der Martin-Luther-Kirche, Ulm.
Quellen
- Konrad Kocher - Stiftsorganist, Musikdirektor
und Komponist
in: Schwäbische Lebensbilder Haering/Hohenstatt 2. Band W. Kohlhammer,
Stuttgart 1941
- http://www.kirchenlexikon.de/k/Kocher.shtml
- Johann Baptist Heindl (Hrsg.), Galerie berühmter Pädagogen, verdienter Schulmänner, Jugend- und Volksschriftsteller und Componisten aus der Gegenwart. In Biographien und biographischen Skizzen, Bd. 1, München 1859, 421 f.
- August Bopp, Dr. Konrad Kocher. Ein Bild seines Wirkens und Lebens, in: Staatsanzeiger für Württemberg 1906, Besondere Beilage Nr. 5 und 6; - Kurt Haering
- Ein Leben für die Tonkunst: Der schwäbisch Musiker Konrad Kocher. Wolfgang Kocher und Inge Nunnenmacher. Fischer Lautner-Verlag, Ditzingen. 2011
- Historische Orgeln im Dreiländerkreis Sigmaringen. Wolfgang Manecke, Mark Vogl. Gmeiner-Verlag. Messkirch. 2010.
- Historische Orgeln im Bodenseekries. Wolfgang Manecke, Mark Vogl. Gmeiner-Verlag. Messkirch. 2014
Werkverzeichnis
Hundert und sechsunddreißig vierstimmige Chorale für
den Männergesang von Kocher, Silcher und Frech. Zum Gebrauch für Seminarien,
Gymnasien, Lehrer-Gesang- Vereine, Liederkränze etc., Tübingen 1844
(4. Aufl. 1881); ; Das Vaterunser, Oratorium in 7 Teilen (Manuskript), 1855;
Zionsharfe. Ein Choralschatz aus allen Jahrhunderten und von allen Confessionen
der christlichen Kirche. Zur Erbauung in der Familie wie in der Gemeine gesammelt
und für Singchöre, Orgel- und Klavierspiel vierstimmig bearbeitet,
1. Abteilung, Stuttgart 1855; Haus-Choralbuch für Klavierspiel und Gesang.
179 Choräle, Stuttgart 1858; Undatierte Werke: Figural-Gesänge im
Kirchen-Styl auf das Adventsfest; Psalm von Cramer. Für 4 Singstimmen,
gesetzt von Conrad Kocher. Partitur, Stuttgart; Dreizehn zweistimmige und dreistimmige
Schullieder; Vierstimmiges Choralbuch für Orgel- und Klavierspiel; Der
Christ an den Gräbern der Verstorbenen. Sammlung von Leichengesängen
zum Gebrauch für Chöre jeder Art, Stuttgart; Der Tod Abels. Oratorium
in zwei Teilen; Weltliche Lieder: Sechs Lieder, Leipzig 1822; Die Macht des
Gesanges von Schiller für vier Männerstimmen, Stuttgart 1826; Bardenhain.
Eine Sammlung auserlesener Lieder der Dichter deutscher Zunge, zu Erhöhung
gesellschaftlichen Lebens, mit vierstimmig gesetzten alten und neuen Weisen,
theils für Männer- Stimmen allein, theils für Männer- und
Frauen-Stimmen, gesammelt und herausgegeben von Conrad Kocher, Stuttgart 1833-1834;
Lieder für Sopran, Alt, Tenor und Baß aus dem Bardenhain, Stuttgart
1834; König Wilhelm. Drei Lieder zum Jubiläum Höchst seiner 25jährigen
Regierung für gemischten und Männerchor gesetzt, Stuttgart 1841; Nationallied
der Württemberger. Gedicht von Binder, Stuttgart 1847; Zwölf Lieder
für Männerstimmen (undat.); Bescheidene Liebe, für eine Singstimme
mit Klavierbegleitung (undat.); Opern: Der Käficht. Komische Oper in einem
Akt von Kotzebue, Stuttgart 1816; Der Elfenkönig. Oper in drei Aufzügen
von L. Neuffer, Stuttgart 1818; Pervonte oder Die Wünsche. Große
Oper von L. Neuffer (undat.); Jery und Bätely. Singspiel von Goethe (undat.);
Klavierwerke: Drei Klaviersonaten, Leipzig (undat.); Klavierquartett c-moll,
Leipzig (undat.); Klavierspielbuch, Stuttgart 1859; Musiktheoretische Werke:
Die Tonkunst in der Kirche oder Ideen zu einem allgemeinen, vierstimmigen Choral-
und einem Figural-Gesange für den kleinen Chor, nebst Ansichten über
den Zweck der Kunst im Allgemeinen, Stuttgart 1823; Harmonik oder Kunst des
Tonsatzes aus den Grundelementen theoretisch entwickelt und praktisch dargestellt,
Stuttgart 1858-1859; Melodik oder die Kunst der Tonregel (Manuskript undat.).